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Filterprogramme

Eine der häufigsten Fragen von Eltern bezieht sich darauf, ob man Schutzprogramme installieren sollte. Zunächst muss man einmal einen Blick darauf werfen, wie solche Filterprogramme funktionieren. Es gibt zwei grundsätzliche Filtermöglichkeiten: Das eine ist die Adressfilterung, mit der jugendgefährdende Seiten und Inhalte gesperrt werden. Das sind zum Beispiel all die Seiten, die von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien als jugendgefährdend eingestuft und indiziert wurden. Hierzu nutzen die Hersteller zum Beispiel das sogenannte BPjM-Modul, das im Übrigen auch von Suchmaschinen wie Google und anderen eingesetzt wird. Andere Seiten werden dann manuell hinzugefügt, bzw. von anderen Listen importiert. Dies erfordert vom Hersteller einen großen Zeitaufwand, den bei der Fülle von Inhalten muss so etwas ständig auf dem Laufenden gehalten werden.

Aber da stellt sich zwangsläufig die Frage, wer legt eigentlich fest, welche Seiten zu sperren sind und welche nicht? Es gibt einfach (außer der BPjM) keine unabhängige Instanz die dies entscheidet. Wie auch, müsste man dazu doch Millionen Internetseiten auf deren Inhalte überprüfen und dann festlegen, was für Kinder geeignet ist und was nicht. Hier scharfe Grenzen zu ziehen ist aber überhaupt nicht möglich. Zudem müsste man auch noch Altersgrenzen festlegen, was es nicht wirklich einfacher macht.

Die weitere Möglichkeit Kinder und Jugendliche vor „schlechten“ Inhalten zu schützen, wird über Wortfilter realisiert. Bei der Worterkennung werden aufgerufene Webseiten unmittelbar vor dem Aufbau nach bestimmten Wörtern, Sätzen oder Teilsätzen analysiert, die zuvor definiert wurden. Enthält eine aufgerufene Seite ein "verbotenes" Wort, so wird gesperrt. Die Liste der entsprechenden Worte muss in der Regel nur einmal erstellt werden, was für den Hersteller einen relativ geringen Zeitaufwand bei der „Pflege“ bedeutet. Natürlich hat der Wortfilter eine sehr deutliche Schwäche: Das Wort "Sex" im Filter hat zur Folge, dass Aufklärungsseiten zum Thema Sexualität grundsätzlich gesperrt werden. Und der Jugendliche der ein Referat zum Thema „Drogen“ machen möchte, dürfte sicher verzweifeln (oder zumindest seine Eltern die dann administrativ einzelne Seiten mühsam freischalten müssen).

Jeder Filterhersteller behauptet nun von sich, dass seine Software präzise, sicher, verlässlich und logischerweise auch sinnvoll ist, geht es doch um den Jugendmedienschutz. Natürlich ist das Sperren von verbotenen Seiten eine durchaus sinnvolle Möglichkeit. Das schützt insbesondere die jüngeren vor Inhalten, die auch ich als Erwachsener eigentlich nicht sehen möchte. Aber das Problem sind ja dann auch eher die Seiten, die eben nicht so eindeutig sind, die subtilen Seiten, über die man sich Gedanken machen muss.

Mögen mir alle Hersteller von Schutz- und Filterprogrammen verzeihen, aber so wirklich überzeugt bin ich von solchen Programmen nicht. Ich bin einfach skeptisch, ob eine Filterung durch einen Hersteller meine Lösung wäre. Ganz pragmatisch, der Hersteller wird vielleicht nicht in erster Linie nur das Wohl meines Kindes im Auge haben und möglicherweise hat er auch nicht annähernd die Erziehungskompetenz wie ich.

Ganz grundsätzlich halte ich Filtersoftware für eine gefährlich trügerische Sicherheit für Eltern. Eltern können sich dann eben nicht gemütlich zurücklehnen und denken „Mein Kind ist jetzt geschützt und wir müssen uns dann keine Gedanken mehr machen“. Wenn überhaupt, sollten solche Programme nur flankierend eingesetzt werden und sie ersetzen in keinster Weise das Gespräch mit den Kindern.

Ich habe und werde auch keine Filter-, Schutz oder gar Überwachungssoftware für meine Kinder installieren. Meine Devise ist auch die Freiheit der Informationsbildung (damit meine jetzt aber auch nicht die gesetzeswidrigen Inhalte). Natürlich laufe ich dann Gefahr, dass meine Kinder mit Inhalten konfrontiert werden, die überhaupt nicht für sie geeignet sind. Ich werde sie da aber sowieso nie wirklich komplett schützen können und ich bin fest davon überzeugt, das Kinder, die sich grundsätzlich informiert, bewusst und zielgerichtet im Internet bewegen und die wissen, das ihre Eltern immer ansprechbar sind, weit weniger gefährdet sind. Und wenn die Kinder oder Jugendliche ihre Eltern dann aber trotz großem Vertrauensverhältnis dann aber doch nicht ansprechen, weil sie zum Beispiel pornografische Inhalte während ihrer Pubertät entdeckt haben, dann ist das auch nicht tragisch, weil das hätten wir unseren Eltern vielleicht auch nicht erzählen wollen.   

Als mein jüngster Sohn sich zum ersten Mal für das Internet interessiert hat, haben wir einfach eine Absprache getroffen. Nachdem wir gemeinsam eine Reihe von kindgerechten Favoriten festgelegt haben, bestand die Abmachung darin, das er mir Bescheid sagen sollte, wenn er von diesen Seiten auf eine andere, die nicht unter seinen Favoriten lag, wechseln wollte. Nein, ich hab nicht ständig danebengesessen, aber ich war immer in Ruf- und Hörweite. Natürlich wird auch ihn das langfristig nicht vor allem schützen, aber ich war in dem Alter auch ohne Internet nicht vor allem geschützt. Auch mein Klassenkamerad und ich fanden die „Heftchen“ im Schlafzimmerschrank seines Vaters …

Natürlich muss jeder für sich selbst entscheiden, ob man das Kind durch Filtersoftware „schützt“, ich kann und will da den Eltern nichts vorgeben. Alles was ich hier schreibe beruht auf meiner ganz persönlichen Einstellung zum Thema und den eigenen Erfahrungen.

Eine kurze Anmerkung noch zu den Möglichkeiten verschiedener Filter- und Schutzprogramme, das Surfverhalten der Kinder und Jugendlichen aufzuzeichnen. Ich werde nie in die Situation kommen, dass ich meinen Kindern nachspioniere bzw. ihnen Angst machen werde, dass ihr Vater „alles sieht und alles weiß“.

 

 

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