ruckel.info
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Die Nutzung verschiedenster Geräte und Anwendungen führt oft zu Streit und
Stress in der Familie und der Schule. Erwachsene sind genervt und Kinder
fühlen sich ungerecht behandelt.
Es ist ja auch nicht etwa so, dass die Medien im Leben von uns Erwachsenen
kaum eine Rolle spielen. Wir nutzen sie auch – teilweise auch exzessiv und
teilweise auch nicht sinnvoll oder gar reflektiert. Oder hat jemand von
Ihnen den letzten Tatort geschaut um sich weiterzuqualifizieren? Quizduell
gespielt und etwas zu "lernen"?
Medien für unsere Kinder sind uns recht, solang wir entscheiden was, wann, wie und wo. Schwierig wird es dann, wenn unsere Kinder selbst entscheiden, was sie gerne nutzen möchten. Und ganz besonders schwierig wird es dann, wenn sie sich scheinbar der Kontrolle der Erwachsenen völlig entziehen und schwer nachvollziehbare Dinge tun.
Schule Schule kann durchaus ein guter Ort sein, um Medienkompetenz zu vermitteln und auch der Einsatz verschiedenster Medien im Unterricht ist sinnvoll. In meiner 25jährigen Tätigkeit beim Medienprojektzentrum Offener Kanal war ich in vielen Projekten Partner der Schulen, wenn es um praktische und theoretische Medienarbeit geht. Ich muss allerdings gestehen, dass ich nicht immer begeistert von dem bin, was Lehrer unter Medienarbeit verstehen. Häufig überlegen sich Lehrer (meist kurz bevor die Projektwoche losgeht), dass es doch „ganz toll wäre, mal was mit Medien zu machen“. Dagegen spricht natürlich nichts, leider zeigt die Erfahrung, dass bei solchen Schnellschüssen, vom eigentlichen Schullalltag losgelöste Projekte, zum einen die Nachhaltigkeit für die Schüler und Lehrer fehlt und zum anderen kein oder wenig Bezug zum eigentlichen Lernen vorhanden ist. Ich bin mehr dafür, die Medien direkt und ergänzend in den Fächern und im jeweiligen Lehrplan zu nutzen. Projektwochen, die dann natürlich auch von der Lehrkraft begleitet werden müssen, eignen sich dann um intensiver mit Themen zu arbeiten. Ich weiß genau, dass bei dem Gedanken, dass jeder Schüler im Unterricht ein Handy oder ein Tablet vor sich hat, viele Lehrer aufschreien und mir sagen werden „Glauben Sie ernsthaft, dass die Schüler sich dann nur mit sinnvollen Anwendungen beschäftigen?“ Nein, das glaube ich nicht - hier schaue ich auch gerne auf meine eigene Schulzeit zurück. Wenn der Unterricht langweilig war, insbesondere dann, wenn der Lehrer monologartig Informationen herunterrasselte, dann hab ich auch gern mal Fußballbildchen getauscht (sonst hätte ich ja nie mein 74er-WM-Album vollbekommen) oder auch mal Skat oder Schiffe versenken gespielt. Natürlich sind Medien nicht das Allheilmittel, um lernmüde und gelangweilte Schüler wieder ins Boot zu holen und es geht auch nicht um die Frage, ob man technische Entwicklungen einsetzen muss, um den Unterricht interessanter zu gestalten. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber, dass im Vergleich zum Frontalunterricht und dem Lernen wie vor 40 Jahren, jede Art von anderem Unterricht mich mehr motiviert und stärker mein Interesse geweckt hat. Ein guter Einstieg ist zum Beispiel ein Blog. Ein Internetblog eignet sich hervorragend als Plattform für die unterschiedlichsten Themen, die im Unterricht behandelt werden. Nahezu in jedes Fach und in jeden Lehrplan lässt sich ein Blog integrieren und schafft durch die Einbindung von Audio, Video, Foto und Text nicht nur eine sinnvolle Ergänzung zum Präsenzunterricht, sondern vielmehr eine neue „Lernkultur”. Die Schüler recherchieren zu ihrem Thema, posten eigene Beiträge, kommentieren die Beiträge anderer, tauschen sich aus, sammeln Links, recherchieren im Netz und lernen dabei auch den Umgang mit fremden Texten. Sie werden zu Experten in ihrem Thema und lernen, sich mit anderen zu vernetzen. Hierzu zwei exemplarische Beispiele: Grundschule/Kunst- und Sachkundeunterricht und Gymnasium/Klasse11/Projektwoche/Ethikunterricht
Elternhaus Natürlich vergesse ich nicht, dass die Kinder ihren ersten Zugang
zur Medienwelt im Elternhaus haben. Hier gibt es meiner Meinung nach
ebenso eine dringende Notwendigkeit, dass sich Eltern aktiv mit der
Mediennutzung ihrer Kinder auseinandersetzen und auch in diesem
Bereich zum verlässlichen Partner der Kinder werden. Dabei geht es
nicht um die Kontrolle der Kinder und Jugendlichen, weil das keine
Probleme löst, sondern letztlich nur verschiebt. Wenn Jugendliche
zuhause mit Verboten konfrontiert werden und zum Beispiel keine Messengerprogramme installieren dürfen oder wenn die
Internetaktivitäten mittels eines Programmes überwacht werden, dann
werden diese Jugendlichen bei Freunden, ihren Bedürfnissen nachgehen.
Ich glaube, das es immens wichtig ist, die Kinder und das was sie tun
zunächst im ersten Schritt zu respektieren, es vorurteilsfrei und losgelöst
eigener Befindlichkeiten anzunehmen. Das ist nicht immer leicht, schafft
aber frühzeitig eine positive Grundstimmung und macht mich als Erwachsenen
zum Ansprechpartner. Dazu muss ich übrigens nicht alles verstehen, muss
nicht jede Technik können – aber ich muss interessiert sein. Ich kann dann
im zweiten Schritt natürlich meine Gedanken oder Bedenken äußern.
Und dann können Eltern und Pädagogen aufgrund ihrer persönlichen
Lebenserfahrung und eben auch mit ihrer Medienerfahrung kompetente und
hilfreiche Partner für ihre Kinder sein. Dieses Bewusstsein ist die
Grundvoraussetzung, um Kindern Medienkompetenz zu vermitteln.
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